Braucht man unbedingt fertige Diäten?
Da man auch als Mensch nicht empfohlen bekommt von selbst gekochtem Essen auf Fertigprodukte umzustellen, wenn man beispielsweise ein Erkrankung der Nieren hat, sollte man annehmen, dass dem nicht so ist.
Wenn du Futtermittelhersteller frägst „braucht man unbedingt fertige Diäten?“ wird die Antwort natürlich „ja“ lauten. Tatsächlich haben Fertig-Diäten auch Vorteile. Aber eigentlich nur zwei. Erstens wirst du mit größerer Wahrscheinlichkeit in jeder Ration die wichtigsten Mineral- und Spurenelemente mitfüttern und zweitens ist es praktisch. Das war es aber auch schon!
Das ist wichtig
Wenn einzelne Organe eine Einschränkung in ihrer Funktion haben, muss man mit der Fütterung tatsächlich manchmal darauf Bedacht nehmen. Ich werde hier heute einmal als Beispiel den akute Durchfall wählen.
Gerne können wir auch andere Themen genauer besprechen, wie z.B. Nierenprobleme, Lebererkrankungen etc. – Schreibt mir einfach ein Kommentar, was für dich interessant wäre, dann baue ich es in einen der nächsten Artikel und Podcastfolgen ein.
Akuter Durchfall
Was auch immer die Ursache für einen akuten Durchfall ist, es entstehen dadurch weitere Probleme. Die Peristaltik, also die Darmbewegungen, die den Nahrungsbrei weiter Richtung Enddarm befördern, ist gesteigert. Das ist bei Infekten gut, weil die Erreger damit auch rascher eliminiert werden können. Daher sind Medikamente, die nur die Darmtätigkeit verlangsamen bei Infekten nicht angezeigt. Meist wissen wir aber gar nicht, was die Ursache des Durchfalls ist.
Als Ursache für akute Durchfälle kommen viele Möglichkeiten in Frage: Bakterielle oder virale Infekte, Stress, Infektionen mit Giardien oder anderen Einzellern oder Parasiten, Diätfehler (eleganter Ausdruck für „der Hund hat wiedermal etwas Vergammeltes erwischt), Unverträglichkeiten etc.
Unabhängig von der Ursache können wir mit der Fütterung oft schon alleine das Problem beheben.
So machst du es richtig
- Durch den Durchfall verliert der Körper Flüssigkeit – trinken ist also das wichtigste überhaupt, damit der Kreislauf weiterhin stabil bleibt, ausreichend Flüssigkeit zum Abtransport von Stoffwechselprodukten und zur Unterstützung der Heilung vorhanden ist.
- Durch die rasche Motorik des Darms können Nährstoffe schlechter resorbiert werden, die aber für die Heilung nötig wären.
Was kannst du tun?
- Nahrungskarenz für 24-48 Stunden (bei der Katze nur 12-24 Stunden). Dadurch verlangsamt sich die Darmmotorik wieder und die Verdauung wird nicht zusätzlich belastet.
Ich weiß, dass es Tierbesitzern immer schwerer fällt, ihre Tiere einmal hungern zu lassen. Vielleicht hilft hier aber die Information, dass man dadurch möglicherweise auch die Ausbildung einer Futtermuttelallergie vermeiden kann. Warum das so ist, kannst du gerne hier nachlesen.
- Auf ausreichende Trinkmengen achten. Notfalls mit Spritze eingeben.
- Je nach schwere des Durchfalls Nährstoffe zuführen. Dazu gibt es Zusätze zum Trinkwasser mit Mineralien und Glucose. Bei einem kurzen Durchfall über 2-3 Tage ist das nicht unbedingt nötig, wird aber die Regeneration beschleunigen.
Aber auch hier muss man nicht unbedingt Fertigprodukte wählen.
Es gibt eine von der WHO empfohlene Lösung für Menschen, die auch für Tiere gut geeignet ist.
Dazu nimmst du 3,5 g Kochsalz + 1,5 g Kaliumchlorid + 2,5 g Backpulver (Natriumhydrogenkarbonat) + 20 g Glukose (Zucker) auf 1 Liter Wasser.
Du siehst aber schon – manchmal haben Fertigprodukte schon einen Vorteil, denn Kaliumchlorid hast du vermutlich nicht in der Küchenlade liegen und gerade Kalium geht leicht verloren.
Ich verwende in der Praxis in diesem Fall tatsächlich das Fertig-Produkt von Royal Canin, auch wenn ich sonst nicht gerade Fan der Fertigfutterhersteller bin. Du kannst es auch hier bestellen.
- Nach dem Fasten leicht verdauliche Nahrung (Schonkost) wählen. Dafür gibt es auch spezielle Fertignahrung, du kannst eine Schonkost aber auch selbst herstellen.
Für eine 30 kg-Hund: 250 g Hüttenkäse + 350 g gekochtes Huhn oder Pute + 600 g gekochten Reis oder Kartoffel.
Für eine 4 kg-Katze: 50 g Hüttenkäse + 90 g gekochtes Huhn oder Pute + 100 g gekochter Reis oder Kartoffel.
Dieses Futter gibst du anfänglich nur in ganz kleinen Mengen auf einmal und dafür bis zu 4-7 mal pro Tag.
Je nach weiteren Beschwerden wirst du danach langsamer oder schneller wieder zur gewohnten Nahrung zurückwechseln, indem du über einige Tage immer weniger von der Schonkost und mehr vom üblichen Futter verwendest.
Das musst du unbedingt beachten
Durchfälle sind besonders beim Hund keine Seltenheit. Solange dein Hund sonst keine Beschwerden hat (er ist fitt und lustig, hätte Appetit und hat offensichtlich keine Schmerzen), kannst du 2-3 Tage selbst mithilfe der oben besprochenen Maßnahmen agieren.
Bei Katzen sind Durchfälle nicht so häufig, aber im Prinzip gilt das gleiche wie für den Hund. Solange dein Stubentiger sonst gesund wirkt, ist nicht gleich Not am Mann.
Bitte gehe unbedingt zum Tierarzt, wenn dein Vierbeiner nicht fressen will, wenn er müde und schlapp ist (evtl. Fieber hat) oder wenn du das Gefühl hast, dass er schmerzen hat.
Ein Warnzeichen, das dich immer zum Tierarzt führen sollte, ist z.B. Blut im Kot.
Meiner Auffassung nach ist auch dann nicht unbedingt ein Antibiotikum nötig, das lässt sich aber nur individuell nach einer klinischen Untersuchung des Tieres entscheiden.
Wenn der Durchfall auch nach zwei Tagen keine Besserung zeigt, dass steckt so gut wie immer irgendetwas dahinter, was du selbst nicht in den griff bekommen wirst. Spätestens jetzt solltest du also einen Tierarzt oder eine Tierärztin aufsuchen.
Weitere Informationen zum Thema chronische Durchfälle findest du hier: Darmgesundheit bei Hund und Katze