Selbstbehandlung
Immer mehr Tierbesitzer behandeln ihre Tier homöopathisch „nach Rezept“ und Buchhandlungen sind voll von Sachbüchern zum Thema Homöopathie. Obwohl ich Ihnen aus verschiedenen Gründen davon abraten möchte, möchte ich hier auch einige Tipps geben, welche Fehler Sie zumindest unbedingt vermeiden sollten.
Ich empfehle Ihnen viel mehr die Anschaffung einer sinnvollen homöopathischen Hausapotheke und die Zusammenarbeit mit einem guten Tierhomöopathen, den sie vielleicht in leichten Fällen auch telefonisch um Rat fragen können. Die Wahl des richtigen Arzneimittels ist nämlich eine schwierige Sache, die viel Arzneimittelwissen erfordert. Durch „Herum probieren“ schafft man häufig noch Verschlimmerungen und Chaos.
Wichtige Hinweise zur Selbstbehandlung
Bei akuten harmlosen Erkrankungen wie beginnender Husten, kleinen Verletzungen etc. ist eine Selbstbehandlung eventuell möglich Sie sollten aber folgendes bedenken:
- In allen Sachbüchern ist nur ein Auszug der möglichen Arzneien angeführt. Das Mittel das Ihr Tier eigentlich bräuchte ist möglicherweise nicht dabei.
- Die Differenzierung zwischen den einzelnen Arzneien ist häufig sehr schwer, wenn man die Arzneien nicht sehr gut kennt.
- Wenn sich innerhalb von 1-2 Tagen keine Besserung einstellt, ist das Mittel mit größter Wahrscheinlichkeit falsch gewählt gewesen.
- Wenn Sie die falsche Arznei dennoch weiterhin geben (v.a. in höheren Potenzen) kann Ihr Tier eine Arzneimittelprüfung durchmachen und möglicherweise schwere Symptome entwickeln.
- Geben Sie niemals verschiedene Arzneien gleichzeitig oder in kurzen Abständen mehrere verschiedenen Arzneien hintereinander. Das schafft Chaos und selbst ein ausgebildeter Homöopath kann dann nur noch schwer Ordnung in die Behandlung bringen.
- Versuchen Sie nie schwere akute Erkrankungen oder chronische Beschwerden selbst zu behandeln. Das Erlernen der Homöopathie nimmt Jahre in Anspruch und selbst mit langjähriger Erfahrung ist es in vielen Fällen nicht einfach das richtige Mittel zu wählen. Bedenken Sie auch, dass Sie wahrscheinlich kein ausgebildeter Tierarzt sind und hinter dem vermeintlichen Problem möglicherweise ganz eine andere Erkrankung steckt als Sie vielleicht vermuten.
Hinweise zu Komplexmitteln
Komplexmittel bestehen aus mehreren verschiedenen Arzneien, die zusammengemischt wurden. Sie werden nicht nach homöopathischen Regeln angewendet sondern nach schulmedizinischen Diagnosen. Komplexmittel werden häufig von Apotheken oder auch Tierärzten ohne homöopathische Ausbildung abgegeben. Als klassische Homöopathin lehne ich Komplexmittel, aus folgenden Gründen prinzipiell ab:
- Sie widersprechen einer der wichtigsten homöopathischen Regeln, nämlich der, mit Einzelmitteln zu behandeln. Der weitere Therapieverlauf ist damit nicht beurteilbar.
- Sie widersprechen auch der Regel der individuellen Mittelwahl, enthalten daher häufig gerade nicht die richtige Arznei.
- Sie versuchen homöopathischen Arzneien auf schulmedizinische Art anzuwenden, also Mittel xy für Schnupfen, was meist nicht funktioniert.
- Falls ein Komplexmittel wirkt, liegt es daran, dass zufällig die richtige Arznei mit dabei ist. Alle anderen enthaltenen waren unnötig.
- Homöopathische Einzelmittel werden an gesunden Menschen geprüft. Komplexmittel werden nicht geprüft.
- Die übrigen Arzneien, die gar nicht nötig gewesen wären, können die Symptome verändern und auch verschlimmern, v.a. wenn sie über längere Zeit gegeben werden. Daher sind Komplexmittel zumindest für die Heilung chronischer Krankheiten ungeeignet.